Das "Jahrhundert der Demütigung" - Chinas Kolonialerfahrung
Historischer Verein des Kantons St.Gallen
Der Vortrag von Prof. Dr. Patrick Ziltener der Universität Zürichanalysiert Chinas Kolonialerfahrung im Kontext des globalen Kolonialismus, insbesondere das auf den sog. ungleichen Verträgen basierende System der sog. Vertragshäfen. Der Gründervater der Republik China, Sun Yat-sen (1866-1925), charakterisierte Chinas Stellung als ungünstiger als diejenige anderer Kolonien, denn eine Kolonialmacht sorge sich um "ihre" Kolonie, aber "China ist die Kolonie aller Vertragsmächte. Alle Staaten, die mit China (ungleiche) Verträge geschlossen haben, sind Chinas Herren."
Die Verträge wurden als Demütigung Chinas empfunden und als Ursache identifiziert für "die Verschlechterung der nationalen Position Chinas und die schlechte Moral des Volkes", ja sogar als "Hauptgrund für unser Versagen eine Nation zu formen" (Chiang Kai-shek, 1887-1975). Heute ist das Kapitel "Das Jahrhundert der Demütigung" in allen chinesischen Schulbüchern und Museen zu finden und dient der Legitimation des Parteistaates und seines Herrschaftstyps.
Eintritt frei.